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Wozu Qualitätsmanagement?

  • 3 Minuten Lesezeit

Die meisten Menschen, mit denen ich rede, sehen ihren „Qualitätsfuzzi“ lieber gehen, denn kommen. Nicht nur die Mitarbeiter, nein, auch Führungskräfte und Geschäftsführer.

Weil „der immer nur …“ – wahlweise was zu meckern hat, feststellt, dass etwas nicht oder zumindest nicht SO geht, teuer ist und insgesamt und überhaupt alle nur von ihrer Arbeit abhält, sei es durch „unnötigen“ Papierkram, indem Prozesse umständlicher gemacht werden, um Vorschriften einzuhalten oder gar Mitarbeiter – regelmäßig(!) – geschult werden sollen.

Kurz zusammengefasst wurde das Ganze letztens in der Bemerkung einer Kollegin. „Ich weiß gar nicht, wozu ich das machen soll“, sprach sie, ergänzt um den Zusatz ihrer Abteilung (Entwicklung). Der unausgesprochene Hinweis auf die weit verbreitete Ansicht, dass man sich dort doch mit Qualitätsmanagement nur einschränkt.

Bei genauerer Betrachtung profitiert oft gerade der Forschungs- und Entwicklungsbereich von Qualitätsmanagementmaßnahmen.

Oder was ist ein Versuch ohne Versuchsprotokoll? Völlig für die Katz‘, wenn keiner weiß, was, wann, wie, womit … und so weiter und so fort … versucht wurde.

Das Versuchsprotokoll ist ein Qualitätsmanagementdokument, weil es zum einen nachweist, DASS etwas versucht wurde und andererseits den Versuch nachvollziehbar und damit reproduzierbar macht. Dass man dieses Dokument aufhebt und ablegt, ist ebenfalls eine Qualitätsmanagementmaßnahme.

Kennzahlen und Effizienz

Meinetwegen, mag jetzt mancher zugeben. Aber wie ist das mit Kennzahlen? In der Produktion ist es einfach, eine Vorgabe zu machen und zu erfüllen (Anm.: Wirklich?), aber in der Entwicklung kann man doch nicht vorhersagen, was bei den Versuchen herauskommt. Das mag stimmen, dennoch kann möglicherweise die reine Anzahl der durchgeführten Versuche innerhalb eines definierten Zeitraumes eine Aussage zulassen. Richtig ist, dass nicht alle Unternehmensbereiche mit denselben Kennzahlen gemessen werden können, aber für jeden Bereich lassen sich passende Kennzahlen finden.

Kommt der Qualitätsmanager dann gar mit seinem Schlagwort „Effizienz“, rollen endgültig alle mit den Augen. Wo soll das QM effizient sein, wo es doch in allen Köpfen mit Zeitaufwand und Kosten verknüpft ist?

Aber ein Qualitätsmanagement:

  • Bildet nicht nur den Status Quo, den aktuellen Stand des Unternehmens ab,
    • Es ermöglicht auch Aussagen über zukünftige Entwicklungen, indem es die Stellschrauben aufzeigt, an denen Veränderungen ansetzen sollten.
  • Vermeidet durch Vorgabe von Formularen, klar abgebildeten Prozessen und entsprechende Schulung der Mitarbeiter Fehler
    • Denn Fehler erfordern Korrekturen (Wiederholung von Arbeitsschritten – Zeitaufwand) und produzieren Verluste (Ausschussware – Kosten).
  • Ermöglicht das frühzeitige Erkennen von Unstimmigkeiten in Prozessabläufen
    • Und verhindert Unfälle bzw. ermöglicht kontinuierliche Verbesserungen, bevor kostspielige Unfälle passieren oder Korrekturen notwendig werden.

Je besser ein Qualitätsmanagementsystem etabliert ist, umso leistungsfähiger kann es diese Aufgaben natürlich erfüllen.

„Aber bis es so weit ist!“, höre ich viele schon stöhnen.

Es braucht nicht von Anfang an ein perfekt ausgefeiltes Qualitätsmanagementsystem. Insbesondere anfangs sind mit kleinen Maßnahmen oft überproportionale Erfolge möglich.

Auch wer keine Zertifizierung nach ISO 9001:2015 anstrebt, profitiert von der Anwendung der dort dargelegten Prinzipien. Die übrigens oft viel einfacher umgesetzt werden können als es beim ersten Lesen erscheint.

Denn wie viel Qualitätsmanagement jedes Unternehmen bereits ohnehin integriert hat, zeige ich im nächsten Blogbeitrag QM – Die gute Nachricht.